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Friday, 13. September 2002
Besuch im Schwimmbad!!!

Passend zur extremen Hitze geh ich mit Euch ins
Schwimmbad... obwohl ich Schwimmbäder
eigentlich hasse... lasst mich erklären, warum:

Ich packe so gegen 11 Uhr an einem freien Mittwoch
mein Handtuch, ein Buch, eine Flasche
ALDI-Mineralwasser und eine Flasche Sonnencreme
ein und setz mich ins Auto. Natürlich müsste ich
nicht mit dem Auto fahren. Ich könnte ja auch mit
dem Rad fahren. Aber Rad fahren ist genauso zum
Kotzen wie Strassenbahn fahren... und zu Fuss geht
nun wirklich nicht!

Also, ich fahre zum Schwimmbad.
Je näher ich dem Schwimmbad komme, um so
grösser wird die Zahl der Radfahrer, die mit
sonnigem Gemüt kreuz und quer nebeneinander
und sowieso überall auf der Strasse
herumschlingern, die Sonnenbrille auf der Nase und
tonnenweise Krempel im Körbchen, wie zum
Beispiel Luftmatratzen, Kühlboxen, Sonnenschirme
oder ihren Nachwuchs. Man könnte glauben,
manche wären aus ihren Häusern vertrieben auf
dem Weg in die Fremde... aber nein, sie wollen
tatsächlich nur einen Tag ins Schwimmbad. In tiefem
Vertrauen auf den lieben Gott und meine Geduld
rauschen sie also unkoordiniert vor meinem Auto
herum... aber ich lasse mich nicht entmutigen und
suche einen Parkplatz. Schatten wäre toll. Am
besten nicht zu weit weg. Ich suche ungefähr eine
halbe Stunde und stelle mich dann eineinhalb
Kilometer vom Eingang entfernt gegen die
Fahrtrichtung im absoluten Halteverbot auf einen
sonnendurchfluteten Radweg, den die oben
erwähnten Bekloppten komischerweise eisern
ignorieren.

Vor der Kasse steht eine riesige Menschenmenge.
Darunter auch fünf ältere Herren in Team
Telekom-Outfits, die lauthals verkünden, dass sie
nach 20 Kilometern Rad fahren jetzt noch 25 Bahnen
schwimmen werden... Interessante
Triathlon-Variante: mit dem Fahrrad ins
Schwimmbad, mit dem Krankenwagen wieder
zurück. Drei Teenies zwängen sich durch die Reihe
nach vorn. Auf meinen freundlichen Hinweis, sie
sollten sich doch bitte hinten anstellen, antwortet
einer mit einem ebenso freundlichen: 'Halt doch die
Fresse, Penner!'. Aber ich freu mich einfach nur
weiter auf das kühle Nass und passe nebenbei auf,
dass mir im Gedränge keiner den Geldbeutel klaut.
An der Kasse mache ich meinen Anspruch auf
Studenten-Ermässigung geltend. Die freundliche
Dame bittet mich herein, lässt sich
Studentenausweis, Personalausweis, Führerschein,
EC-Karte, Organspender-Karte, Impfpass und
Geburtsurkunde vorlegen und unterzieht mich einem
Lügendetektor-Test. Nachdem das BKA meine
Fingerabdrücke überprüft hat gewährt man mir
tatsächlich ermässigten Einlass in den
Badespass-Park!

Ich suche mir ein nettes Plätzchen auf der Wiese,
lege mein Handtuch auf ein Ameisenloch und eine
alte Portion Pommes und freu mich auf den schönen
Tag. Die Vögel singen, die Kinder schreien und
die Kids nebenan erfreuen das ganze Schwimmbad mit
dem lieblichen Geschrei von DJ BOBO, welches aus
ihrem Ghettoblaster dröhnt. Dann erfreue ich die
Bienen und Wespen, indem ich mich von Kopf bis
Fuss mit einer pampigen stinkigen Sonnencreme
einschmiere. Sofort summen sie lustig um mich
herum... Ach, das Leben ist schön!

Nachdem ich mich eine halbe Stunde in der Sonne
geräkelt habe, bekomme ich langsam Durst und
greife zu meinem Wasser. Als ich gerade
trinken möchte, donnert mir ein Fussball lustig hinten auf
die Birne, was dazu führt, dass ich mir am Flaschenhals
ein noch lustigeres kleines Stück vom Schneidezahn
abschlage... Ich drehe mich um und da steht... so
ein Zufall! Das sympathische kleine Arschloch vom
Eingang! Entschuldigend sagt der Kleine zu mir:
'Geb meinen Ball her, du Missgeburt!' Da kann ich
natürlich nicht nein sagen und werf ihm den Ball
zu.... Im Schwimmbad ist es echt toll!

Doch ein Schluck Wasser konnte mich nicht wirklich
erfrischen. Zeit für einen Sprung ins kühle Nass!
Nachdem ich einen netten Mann neben mir darum
gebeten habe, doch ein Auge auf meine Sachen zu
haben, während ich schwimme, schlendere ich zum
Becken. Hier ist es toll! Viele kleine Kinder
rennen herum. Eins rennt mir mit dem Kopf in die Eier und
fängt an zu heulen. Die Mutter schreit mich ein
wenig an, was mir einfiele, so einfach am Becken
vorbeizugehen wenn ihr Kind da herumtobt. Ja, das
tut mir natürlich Leid... hätt ich auch wirklich
besser aufpassen müssen. Endlich bin ich im Wasser. Das
ist echt schön ! Das Sonnenöl von tausenden Leuten
schillert auf der Wasseroberfläche, durch die
Chlor-verätzten Augen scheint die Welt in einen
lieblichen Schleier gehüllt. Ich tauche unter und
geniesse gerade den Wechsel zwischen kaltem
Wasser und warmem Pipi als mir ein nettes kleines
Kind vom 3-Meter-Brett auf den Rücken springt. Als
ich japsend auftauche, um mich zu entschuldigen,
sehe ich, dass es ja genau das gleiche Kind wie
eben war! Hach wie nett! Hoffentlich hat es sich
nicht weh getan! Es hört auch tatsächlich gleich auf zu
weinen, nachdem ich ihm meine Uhr geschenkt
habe. So ein liebes Kind!

Raus aus dem Wasser, zurück zum Platz. Als ich
dort ankomme, ist der nette Nachbar, der ein wenig
auf meine Sachen aufgepasst hat, nicht mehr da.
Mein Geldbeutel auch nicht. Dafür aber sein Hund,
der gerade mein Schnitzelbrötchen frisst um danach
in meinen Turnschuh zu scheissen. Netter Hund!

Eigentlich bin ich sehr ausgeglichen... aber jetzt
ist es doch langsam genug. Ich packe meine Sachen
zusammen und den blöden Hund in die Kühlbox
seines freundlichen Herrchens. Selbige lasse ich
feierlich im Wellenbecken zu Wasser und schaue
mir belustigt den wilden Ritt an, während ich ein
paar Takte Surfin USA pfeife. Mit dem Handy des
Herrchens rufe ich eine 0190-Nummer an und werfe
es dann aufs Dach der Umkleidekabinen. Jetzt hab
ich mich schon beinahe beruhigt. Ich schlendere zu
meinem Fussball-Freund, nehme ihm den Ball ab
und schiesse ihn mit einem beeindruckenden
Vollspann aus einem Meter Entfernung direkt in sein
nettes Gesicht. Nachdem er nach hinten umgefallen
ist, nehme ich die Gelegenheit wahr, in seinem
Rucksack noch ein kleines Feuerchen zu legen und
mache mich auf den Weg zum Ausgang. Als ich am
Beckenrand vorbeikomme sehe ich meinen Kumpel
vom 3-Meter-Brett. Da der Bademeister gerade
dabei ist, einen Telekom-Opa aus dem Becken zu
fischen nutze ich den Moment, schnapp mir die
Badehose des netten kleinen Schweinepriesters und
hänge sie nicht weit entfernt an einen hohen Ast.

Als ich am Ausgang ankomme, schau ich mich ein
letztes Mal um: Der Fussball-Penner hüpft plärrend
um seinen brennenden Rucksack herum (das Feuer
hat inzwischen auf benachbarte Bastmatten
übergegriffen), die kleine Nervensäge hüpft nackt
unter dem Badehosen-Baum herum und der nette
Nachbar sucht seinen Hund... die fest verschlossene
Kühlbox zieht immernoch ihre Bahnen im
Wellenbecken und das Handy funkelt mir lustig vom
Umkleidendach zu. Die Rechnung muss inzwischen
bei etwa 98 Euro liegen...

Als ich zum Auto zurückkomme hängt ein Strafzettel
dran. Ich nehm ihn ab, lese ihn aufmerksam durch
und esse ihn auf. Dann steig ich in mein brütend
heisses Auto und denke: Gar nicht so schlecht, so
ein Besuch im Freibad.

 
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